Ein Streifzug Streifzug durch die bayrische Geschichte und Münchner Sehenswürdigkeiten mit Fritz Demmel und dem Garchinger Heimatbund.
Nicht etwa dem Ruf eines geräuschvollen „ozapft is“ vom Münchner Oktoberfestes, vielmehr der Einladung zu einem eher intimen Streifzug durch Bayerische und Münchner Geschichte und Geschichten folgten die Teilnehmer des Ausflugs zu historischen Stätten der Landeshauptstadt.
Erstes Ziel war das Schloss Nymphenburg, heute noch Wohnsitz des Herzogs Franz von Bayern.
Auf der Schlossterrasse vor dem Hintergrund des Barockparkes erwartete sie Fritz Demmel, gebürtiger Garchinger Kunsthistoriker und engagiertes Heimatbundmitglied. (Bild 1)
Er erläuterte die Entstehungsgeschichte der Anlage und führte anschließend durch den Schlosspark sowie die Parkburgen.
Die Gründung von Schloss Nymphenburg als Sommerresidenz des bayrischen Königshauses der Wittelsbacher ist der Geburt des langersehnten Thronerben Max Emanuel zu verdanken, der dem bayerischen Kurfürstenpaar Ferdinand Maria und Henriette Adelaide von Savoyen nach zehnjähriger Ehe 1662 geschenkt wurde. Während der Regierungszeit des Kurfürsten Max Emanuel (1679 bis 1726) erhielt Schloss Nymphenburg seine heutigen Dimensionen. Unter Leitung des Hofbaumeisters Henrico Zuccalli entstanden ab 1701 nördlich und südlich des vorhandenen Baukörpers jeweils zwei gestaffelte Pavillons, die durch Galerien mit dem Mittelblock verbunden wurden.
Beim weiteren Ausbau der Schlossanlage lieferten französische oder französisch geschulte Künstler Werke nach neuesten französischen Vorbildern. Aber auch einheimische Maler wie Cosmas Damian Asam erhielten Aufträge. Unter den Stuckatoren nahm Johann Baptist Zimmermann den ersten Platz ein. Insgesamt entwickelte sich der Münchner Hof auf diese Weise zu einem Zentrum der Kunst von europäischem Rang. Zusammen mit dem Pariser Gartenarchitekten Dominique Girard konzipierte Hofbaumeister Joseph Effner um 1715 den Gesamtplan für Nymphenburg, einen Idealplan, nach dem der weitere Ausbau erfolgte. Ausgehend von dem Mittelpavillon, der zum zentralen Punkt der Anlage umgestaltet wurde, wuchsen die perspektivisch gestaffelten Baukörper zu einer vollkommen symmetrischen „Idealstadt“ zusammen, die Platz für den Hofstaat bot. Dieser Plan umfasste auch die barocke Neugestaltung und Erweiterung des Gartens in der heutigen Größe.
Unter der Führung von Fritz Demmel erwanderten die Heimatbündler anschließend den Schlosspark und besichtigten Amalienburg, Badenburg und Pagodenburg, die sogenannten Parkburgen.
Die Amalienburg, entstanden nach einem Entwurf von François Cuvilliés d.Ä. zählt sie zu den kostbarsten Schöpfungen des europäischen Rokoko. An der Ausführung vorwiegend beteiligt waren Johann Baptist Zimmermann als Stukkator, Johann Joachim Dietrich als Bildhauer und Joseph Pasqualin Moretti als Maler.
Der Große Salon oder Spiegelsaal bildet das Zentrum des Schlösschens. (Bild 2)
»Das Haus der Bäder ist ein rechtes Meisterstück der Kunst« lobte Pierre de Bretagne, Max Emanuels Beichtvater, die Badenburg, die nach Plänen Joseph Effners von 1718 bis 1722 als Zentrum der südlichen Parkhälfte in einem eigenen Gartenbezirk entstanden ist.
Bei der mittäglichen Einkehr im „königlichen Hirschgarten“, dem größten Biergarten der Welt fühlten sich die Schlossparkwanderer bei zünftiger Blasmusik und entsprechendem Wetter wie im weißblauem Himmerl Schlossparkwanderer bei der anschließenden Einkehr mit einem weißblauen Himmel, (Frage von Fritz Demmel: Was haben die Altöttinger Basilika und der Hirschgarten gemeinsam? Beide Einrichtungen haben 8.000 Sitzplätze.)
Als nächstes sagten sie „Grüß Gott“ in einem der schönsten und außergewöhnlichsten Wohnquartiere Münchens, der „Borstei“ und dem dortigen Museum. Die „Wohnanlage des Mittelstands“, erbaut in den Jahren 1924 bis 1929 trägt den Namen des Gründers und Erbauers von Bernhard Borst. „Der Grundgedanke für die Borstei war die Entlastung der Hausfrau“ (Bernhard Borst, Mai 1929). Um nur einige Beispiele zu nennen, wie dieser Gedanke umgesetzt wurde: Es gab eine Großwäscherei, die den Bewohnern ihre Wäsche schrankfertig innerhalb 24 Stunden wusch und lieferte; eine autarke Versorgung der Bewohner durch 15 Läden und ein Café.
Ein großer Schatz der Anlage sind die großzügigen mit künstlerischen Elementen ausgestatteten Gemeinschaftsgärten, nur rund 20% der Fläche der Borstei sind überbaut. Die Garchinger Besucher (Bild 3) erinnerten sich dabei schmerzhaft an die stiefmütterliche Behandlung der Garchinger SKW-Siedlung seitens der Gemeindepolitik und brachten den Wunsch zum Ausdruck, man möge den gesamten Garchinger Gemeinderat zum Besuch dieser Wohnsiedlung zwangsverpflichten.
Abgerundet wurde der Ausflug mit dem Besuch des „Bier & Oktoberfest Museum“ im ältesten Bürgerhaus Münchens aus dem Jahr 1340. Durch eine aufwendige Restaurierung konnte das altertümliche Erscheinungsbild des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes erhalten werden. In den historischen Räumen des Museumsstüberl ließen die rundum zufriedenen Teilnehmer die Eindrücke noch einmal beim gemeinsamen „Ratsch“ revue passieren.