Restaurierungsarbeiten des Heimatbunds in der Turnstraße 1 kommen gut voran – Böden und Wände fertig – Eröffnung im nächsten Frühjahr
Garching. Die Wände sind gestrichen, die Böden neu verlegt bzw. abgeschliffen. Was noch fehlt, sind einige Kleinigkeiten in der Installation und die Einrichtung. Dann kann die Museumswohnung der Janisch-Siedlung im ersten Stock des Hauses Turnstraße 1 für die Besucher geöffnet werden. Sie soll ein Bild davon vermitteln, wie in den 20er Jahren gewohnt und gelebt wurde. Ortsheimatpfleger Helmut Meisl glaubt, dass die 42 Quadratmeter große Wohnung im kommenden Frühjahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.
Freude über große Solidarität Helmut Meisl, Dietmar Paul und Franz Pfundstein vom Heimatbund freuen sich nicht nur über das bisherige Ergebnis, sondern auch und besonders darüber, wieviel Solidarität sie neben Spenden seitens Handwerkern und Betrieben erlebt haben, die unentgeltlich geholfen oder nur Materialien in Rechnung gestellt hätten. Mit zu den ehrenamtlichen Helfern zählt auch Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner aus Raitenhaslach, der als Elektriker beispielsweise die Installation der Stromleitungen und eines neuen Sicherungskastens vorgenommen hat. Diesen Sicherungskasten werden Besucher später aber nicht sehen, da er verdeckt wird, wie Helmut Meisl erklärt. Was zu sehen sein wird ist ein original alter Sicherungskasten aus der 20er Jahen mit den damals üblichen Schraubsicherungen – der hängt heute aber nur noch als Attrappe an der Wand der Eingangsdiele.
Original alt sind dafür beispielsweise Steckdosen und Lichtschalter aus Bakelit. Überrascht waren alle Beteiligten, als sie mit der Restaurierung begannen, dass in der Wohnung bereits alle elektrischen Leitungen unter Putz verlegt waren – für die 20er Jahre durchaus nicht selbstverständlich. Die Liebe zum Detail zeigt sich in der Wohnung in vielen Dingen. So präsentiert Dietmar Paul stolz eine Art Doppelsteckdose aus Keramik. Sie wurde in die Glübirnenfassung der Deckenlampe geschraubt, um darin dann die Glühbirne einzudrehen und ein Bügeleisen anzustecken. So war das Kabel beim Bügeln nie im Weg.
Die meiste Arbeit in der Wohnung hat bisher Malermeister i. R. Franz Pfundstein verrichtet. Er hat die Türen und sämtliche Räume – Wohnküche, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Diele und Toilette – in den Erstfarben der Wohnung gestrichen. Diese sind aus Dokumentationsfenstern an den Wänden ersichtlich, die die Kirchenmalermeisterin Katrin Lamperstorfer bei ihrer Befundung im Dezember freigelegt hat (wir berichteten). Diese Dokumentationsfenster sind bei der jetzigen Restaurierung frei geblieben, damit die späteren Besucher erkennen können, wie viele und welche Farbschichten im Laufe der Zeit auf den Wänden aufgetragen waren.
Dass man sich in früheren Jahren groß Gedanken über die Farbgebung gemacht hat, glaubt Franz Pfundstein nicht. „Man hat halt genommen, was an Farbe da war“, so seine Vermutung. Was heute nicht mehr dem Original entspricht, ist die Qualität der Farbe. Früher sei Farbe auf Kalkbasis verwendet worden. Dies wäre heute nicht mehr möglich gewesen, da diese Farbe auf dem Untergrund nicht mehr gehalten hätte. Deshalb seien die Räume jetzt mit Silikatfarbe gestrichen. Die Farbgebung ist Pfundstein zufolge mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgesprochen.
Linoleum mitFlammenwerfer gelöst Ebenfalls viel Arbeit bereiteten die Böden. Das verlegte Linoleum auf dem ursprünglichen Holzboden sei nur schwer abzuziehen gewesen, teilweise nur unter Erhitzung mittels eines Flammenwerfers, so Meisl. In der Küche wurde nun neues Linoleum verlegt, da der Holzboden genagelt ist und deshalb nicht hätte abgeschliffen werden können, so wie es in Schlaf- und Kinderzimmer geschehen ist, erklärt der Ortsheimatpfleger.
Und auch die Freiwillige Feuerwehr war bei der Restaurierung gefragt, nachdem es in der Toilette aufgrund schadhafter Dachschindel einen Wassereinbruch gegeben hatte. Die Feuerwehr erneuerte die Schindel und die Heimatbund-Mitglieder dichteten das durch den Wassereintrag entstandene Loch in der Toilettendecke mittels Schilfmatten ab – so wie früher. Hier fehlt jetzt nur noch ein gusseiserner Spülkasten, der aber schon beschafft sei. Der Boden in Toilette und Diele zeigt sich noch im Originalzustand: als eingefärbter Estrich.
Im Kinderzimmer hat Helmut Meisl bereits damit begonnen, den Bau der Janisch-Siedlung mittels Bildern zu dokumentieren. In den übrigen Räumen vermitteln die ersten Möbelstücke bereits einen Eindruck vom häuslichen Leben in den 20er Jahren. In der Küche stehen Buffet, Tisch und Stühle und ein Eisenherd, an der Wand hängt ein alter Ausguss mit passendem Wasserhahn – beides von Wolfgang Hopfgartner aus dem Kloster Raitenhaslach organisiert. Was der Heimatbund für die Wohnküche noch brauchen könnte, ist ein passendes Kanapee.
Das Schlafzimmer zieren bereits Doppelbett und Schrank. Diese Einrichtung habe Josef Scherm aus dem Nachlass seine Großvaters zur Verfügung gestellt, erklärt Helmut Meisl. Besonders stolz sind er und seine Helfer auf einen original Schlafzimmerofen, der einer mittlerweile verstorbenen Bewohnerin der Janisch-Siedlung gehört hatte und der sich auf einem Dachboden wiederfand.
Als Museum soll die Wohnung ab nächstem Jahr den Besuchern einen Eindruck von den Lebensverhältnissen zur Entstehungszeit der Janisch-Siedlung vermitteln. Helmut Meisl denkt vor allem an Schulklassen, die sich hier gewissermaßen auf Zeitreise begeben könnten. Aber auch allen anderen Interessenten soll die Besichtigung möglich sein. Dafür, dass einem dann die Türe zur Wohnung geöffnet wird, bedarf es jedoch noch eines kleinen Details, das Helmut Meisl aber auch bereits als Originalstück gehortet hat, das aber noch nicht installiert ist: einer Wohnungsklingel.