Motto: Vergangenheit verstehen und Heimat schaffen – Archäologische Sammlung im Museum – Jugend zeigt Interesse
von Stephanie Till
Garching. Der deutsche Schriftsteller Horst Bienek hat einmal gesagt: „Heimat kann man nicht vererben. Sie ist in meinem Kopf. Und sie ist in meiner Seele.“ Ganz so richtig lag er mit seiner Aussage nicht, denn das Gefühl, die Liebe und die Verbundenheit zur Heimat, lässt sich von Generation zu Generation weitergeben. Ein Ziel, das auch der Heimatbund Garching verfolgt, der in diesem Monat sein 60-jähriges Bestehen feiert und heute auf den Tag vor 60 Jahren ins Leben gerufen worden ist.
1950 haben sich geschichtsbegeisterte Bürger zusammengefunden und beschlossen, dass die Heimatgeschichte der Gemeinde viel zu wichtig ist, um sie in Vergessenheit geraten zu lassen. Drei Jahre später, am 25. April 1953, gründeten Hans Schimmelbauer, Josef Dirscherl, Alfons Hörmann, Ernst Mayer und Georg Thalhammer den Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die „Vergangenheit zu verstehen und Heimat zu schaffen“.
Am 31. Mai fand die erste Veranstaltung, eine Wanderung nach Tacherting, mit 40 Teilnehmern statt. Seit Beginn ist es ein großes Anliegen des Vereins, die Geschichte der Gemeinde aufzuarbeiten und so wird die archäologische ortsgeschichtliche Sammlung stetig vergrößert, deren Fundstücke im Heimatmuseum zu sehen sind. Auch die Restauration von Flurdenkmalen, das Veranstalten von Sonderausstellungen zur Geschichte, Kunst und Kultur im Museum am Rathaus und die Publikation in der vom Heimatbund mitgetragenen Jahresschrift „Öttinger Land“ sind zentrale Arbeitspunkte der Mitglieder.
Das neueste Projekte des Vereins: In der ehemaligen SKW-Siedlung hat sich der Heimatbund eine Wohnung aus den 1920er Jahren zum symbolischen Mietzins von einem Euro pro Monat gesichert. In den nächsten Monaten sollen die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen werden. „Unser Ziel ist es, dann eine Wohnung im Stil der damaligen Zeit präsentieren zu können und Schulklassen, aber auch Einzelpersonen zu zeigen, wie einfach, aber geordnet und dabei für die damaligen Verhältnisse doch komfortabel die Menschen gelebt haben“, erklärt Heimatbund-Vorsitzender Peter Wolfmeier, der 2010 seinen Vorgänger Richard Demmel nach 34 Jahren an der Spitze des Vereins ablöste. Ein weiteres Projekt, das dem Verein am Herzen liegt, ist der Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur. Mit geselligen Veranstaltungen wie der Josefifeier Mitte März im Gasthaus „Zum Wirtssepperl“ soll dem Trend des Wirtshaussterbens entgegengewirkt werden. Auch die Mitgliederentwicklung ist nach wie vor positiv und Veranstaltungen und Ausstellungen sind immer gut besucht.
Vor allem die jüngeren Generationen konnte der Verein in den vergangenen Jahren für seine Arbeit begeistern und als Mitglieder gewinnen. „Unser jüngstes Mitglied ist 14 Jahre alt. Viele Bürger interessieren sich erst etwas später für die eigene Heimat, weil man davor einfach keine Zeit hat. Wenn die Kinder jedoch dann anfangen zu fragen, wo kommt ihr eigentlich her und wie ist das entstanden, dann wird auch das Interesse für die Heimat größer“, erklärt Richard Demmel. Das ganze Jahr über ist der Verein aktiv und versucht, für alle Altersgruppen ein ansprechendes Programm zu bieten ? von Kaffeekränzchen für die älteren Mitglieder bis hin zu etwas anspruchsvolleren Radtouren, Kulturfahrten oder dem Kinderferienprogramm.
Auch für andere Vereine macht sich der Heimatbund stark und bietet beispielsweise geführte Wanderungen oder Vorträge zu ausgewählten Themen an. So beteiligt sich der Heimatbund in diesem Sommer an der Wanderausstellung „Grenzen überschreiten Bayern und Salzburg 1810-2010“ und am zehnjährigen Städtepartnerschaftsjubiläum, das im Juli groß gefeiert wird. „Wir werden das Museum öffnen, eine Führung durch die SKW-Siedlung anbieten und eine Führung in Wald durch die Schlosskirche und am Schlossgarten leiten“, kündigt Peter Wolfmeier an. Eine große Feier ist erst für das nächste große Jubiläum des Vereins geplant.
Wer mehr über die Arbeit des Heimatbunds erfahren oder Mitglied werden möchte, kann sich an Peter Wolfmeier, 08634/ 66065, E-Mail: p.wolfmeier@yahoo.de wenden.