Heimatbund möchte ab Frühjahr eine Wohnung in der Janisch-Siedlung auf „alt“ restaurieren – Denkmalschutz befürwortet das Projekt
Garching. Derzeit wird am Haus Turnstraße 1 in der Janisch-Siedlung das Dach saniert, doch spätestens im kommenden Frühjahr soll sich auch im Innern etwas tun. Dann möchte der Heimatbund nämlich anfangen, die im ersten Stock gemietete Wohnung herzurichten – und zwar im Stil der Anfangsjahre der Siedlung. So, wie die Wohnung um das Jahr 1925 ausgesehen hat, so soll sie sich nach Abschluss des Projekts wieder präsentieren.
Dazu hat die Restauratorin Katrin Lamperstorfer aus Mühldorf mittlerweile die Farbschichten an den Wänden sowie den Fußboden untersucht, wie Heimatbund-Vorsitzender Peter Wolfmeier mitteilt. Dies sei auf Bestreben der Unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt hin geschehen, nachdem Vertreter dieser Behörde und des Landesamts für Denkmalpflege die Wohnung besichtigt hatten. Sie alle haben sich Wolfmeier zufolge sehr positiv zum Vorhaben des Heimatbunds geäußert. Dies stimmt den Vorsitzenden wiederum zuversichtlich hinsichtlich der Genehmigung der Maßnahmen durch die Behörden – und die damit verbundenen finanziellen Förderungen des Projekts. Die Vertreter beider Behörden waren gestern für eine ergänzende Stellungnahme nicht zu erreichen.
Was steht dem Heimatbund bei der Restaurierung nun bevor? Die ursprüngliche Farbschicht an den Wänden muss freigelegt und original erneuert werden, die Fußbodenbeläge sind zu entfernen und die Holzdielen abzuschleifen. die sanitären Anlagen müssen in den Originalzustand zurückversetzt und die zentrale Ölversorgung der Wohnung abgebaut werden – in den 20er Jahren wurde schließlich mit Holz geheizt. „Wir haben uns das am Anfang wesentlich einfacher vorgestellt“, gibt Wolfmeier zu, freut sich gleichzeitig aber, dass durch die aufwändige Sanierung aufgrund der Auflagen des Denkmalschutzes die Wohnung sehr schön und original rekonstruiert werden kann. Wohnküche, Schlafzimmer, Kinderzimmer und Toilette umfasst die Wohnung – das Bad war damals als Gemeinschaftseinrichtung im Keller untergebracht.
Einen großen kulturellen und pädagogischen Nutzen verspricht sich der Heimatbund-Vorsitzende von der fertigen Wohnung, deren Restaurierung nach derzeitiger Schätzung etwa ein Jahr in Anspruch nehmen dürfte: „Wir können dann zeigen, wie einfach, wohlgeordnet und zufrieden eine Familie in dieser Wohnung gelebt hat.“
Die Einrichtung im Stil der damaligen Zeit hält Wolfmeier für das geringste Problem. Teilweise sei er schon auf Flohmärkten fündig geworden oder es würden ihm Möbel bei Wohnungsauflösungen angeboten. Der Verein will aber darauf achten, eine Ausstattung im Stil einer Arbeiterwohnung zu realisieren – also keine „Luxusmöbel“. Wer dem Verein passende Einrichtungsgegenstände schenken oder als Leihgabe zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter 08634/ 66065 an Peter Wolfmeier wenden.
Gemietet hat der Heimatbund die Wohnung Wolfmeier zufolge für einen Euro pro Monat, außerdem müssten die Nebenkosten von etwa 50 Euro getragen werden. Die Gemeinde unterstütze das Projekt mit 500 Euro jährlich.
Im Kinderzimmer sei neben der Original-Einrichtung auch der Aufbau einer Dokumentation über die Entwicklung der Wohnung bzw. der Siedlung im Laufe der Jahrzehnte geplant. Geöffnet werden soll die „alte Wohnung“ nach den Vorstellungen des Vereins zu bestimmten Anlässen sowie auf Anfrage – von Besuchergruppen, Schulklassen oder Einzelpersonen.
Sie können dann in dem Haus außer der Wohnung auch noch etwas anderes besichtigen: Ortsheimatpfleger Helmut Meisl möchte im Keller seine Sammlung alter Eisstöcke präsentieren und dazu auch eine Drechselbank von anno dazumal aufbauen. Und die wird dann wieder nahezu an ihrem einstmaligen Standort stehen, denn an der Bank war vermutlich in einem der Nebenkeller gearbeitet worden, wenngleich man bisher auch noch nicht genau wisse, in welchem, so Wolfmeier. -fb