„Wie hat eigentlich so eine Arbeiterwohnung damals ausg’schaut?“, diese Frage stellte sich Heimatbundmitglied Anton Koppelbauer und kam so auf die Idee ab, vielleicht so eine Wohnung im Originalzustand einzurichten und zu erhalten. Beim Ortsheimatpfleger Helmut Meisl und dem Heimatbund fand diese Idee sofort Anklang, aber das Vorhaben musste natürlich auch finanziert werden.
Als erstes signalisierte Reinhold Tann, der Eigentümer der Siedlung seit 2005, sein Entgegenkommen. Er war bereit, für die Symbolmiete von 1 € und Erstattung der Nebenkosten die Wohnung zu vergeben. Die „Alzchem AG“ als Rechtsnachfolger der SKW zeigte sich mit einer Spende großzügig. Auch wenn die die Gemeinde Garching sich nicht entschließen konnte, selbst als Mieter einzutreten, war sie doch bereit, mit einem jährlichen Zuschuss von 500 € einen Großteil der Nebenkosten zu übernehmen.
Als kürzlich bei einem kleinen feierliche Akt der Mietvertrag unterzeichnet wurde, betonte Reinhold Tann, der inzwischen selbst mit seiner Lebensgefährtin am Janischplatz eine Wohnung bezog, die Siedlung werde sein Lebenserk sein. Laufend werde in den Innenausbau investiert, vier Mitarbeiter sind ständig beschäftigt, Wasserleitungen, Elektrik und Böden zu sanieren, um die Wohnungen wieder mit moderem Komfort auszustatten. Der Leerstand sei mit derzeit 15 von insgesamt 130 Wohnungen gering und die alteingesessenen Mieter wohnen nach wie vor sehr gerne hier, so Tann.
Als Vertreter der Gemeinde bedankte sich Kulturreferent Dr. Klaus Winter für das Engagement des Heimatbunds, das Entgegenkommen des Eigentümers und die Spende der Alzchem. Die von dem inzwischen vielfach ausgezeichneten und in der Szene höchst respektierten Architekten Otto Salvisberg konzipierte gartenstädtische Wohnsiedlung bezeichnete Dr. Winter als „die Keimzelle Garchings, eine Sehenswürdigkeit von bundesweiter Bedeutung.“
Zum weiteren Vorgehen erklärte Heimatbundvorsitzender Peter Wolfmeier, die Wohnung solle jetzt möglichst mit Originaleinrichtungsgegenständen der 20er Jahre ausgestattet werden. Auch Ideengeber Anton Koppelbauer ließ sich in die Pflicht nehmen. Er wird, unterstützt von aktiven Heimatbündlern, für die Innenrenovierung die Leitung und anschließend auch die Funtkion des „Wohnungshausmeisters“ übernehmen.
Für den Garchinger Ortsheimatpfleger Helmut Meisl ist das Vorhaben auch eine Würdigung der SKW-Arbeiter, welche durch ihre schwere und oft gefährliche Arbeit am Ofen einen ganz wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und zur Förderung des Wohlstandes der Alztalgemeinde geleistet haben.
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Die bei der Aufnahme im Dezember 1991 91-jährige Margarethe Huber gehörte jung verheiratet zu den ersten Mietern, die am 23. Oktober 1923 eine Wohnung am Janischplatz 11 bezogen haben. „Ein großes Glück war das“, wie sie selbst sagte, waren diese Musterwohnungen für den damaligen Zeitpunkt mit modernstem Komfort ausgestattet. Die insgesamt 133 Arbeiterwohnungen mit rund 42,5 qm hatten bereits elektrisches Licht, Etagenbäder und Kanalisation. Zur Siedlung gehörten noch die sogenannten Beamtenhäuser an der Hangstraße (82 qm mit 20 Wohneinheiten) und die Oberbeamtenhäuser an der Trostberger Straße (115,9 qm mit 12 Wohneinheiten).