Erinnerung an schadlos überstandene Bombardierung im Zweiten Weltkrieg – Errichtet vom früheren Bürgermeister Georg Thalhammer
Garching. Bildstöcke und Marterl stehen für Erinnerungskultur und Bekenntnis zum Glauben. Sie sind es wert, der Nachwelt erhalten zu bleiben und erzählen von außergewöhnlichen Ereignissen und auch oft von „kleinen Wundern“. So auch ein Bildstock in der Nähe von Egg, der in den vergangenen Monaten renoviert wurde und der nun nach seiner Fertigstellung den kirchlichen Segen erhielt. Der Marienbildstock von Oberegg wurde 1946 von Georg Thalhammer, dem späteren Bürgermeister der Gemeinde Garching, unweit seines Bauernhofes errichtet. Auslöser zur Erstellung des Bildstocks war die Bombardierung des Garchinger Bahnhofs am 19. März 1945. Die Wucht der Detonation schleuderte damals Eisenteile weit durch die Luft und hierbei wurde auch der Hof von Georg Thalhammer getroffen. Ein Metallteil durchschlug den Dachboden des Anwesens und landete schließlich in der Küche. Wie durch ein Wunder kam niemand zu Schaden. Aus Dankbarkeit für den guten Ausgang dieses Ereignisses widmete Georg Thalhammer der Gottesmutter einen aus Ziegel gemauerten Bildstock, der mit einem Holzschindeldach versehen war und in dessen Nische eine Madonnenfigur aufgestellt wurde.1955 wurde eine junge Linde gepflanzt, die viele Jahre dem Flurdenkmal Schatten spendete. Wind und Wetter setzten in den vergangenen Jahrzehnten dem Bildstock sichtbar zu. 2015 wurde auch noch die Linde Opfer einer Windböe. Der ebenfalls in Egg lebende Hans Aigner, ein Nachbar des Thalhammer-Anwesens und ehemaliger Pfarrgemeinderatsvorsitzender, wandte sich auch im Namen der Familie Thalhammer vor etwa zwei Jahren an den Garchinger Heimatbund mit der Bitte, sich dem Erhalt des heruntergekommenen Bildstocks und dessen Renovierung anzunehmen. Ortsheimatpfleger Helmut Meisl stellte sich mit Freude dieser Aufgabe. Bei der Planung der Renovierung versuchte er vor allem, den ursprünglichen Charakter dieses Kleindenkmals zuerhalten. Er hatte das Glück, für dieses Projekt die passenden Leute zur Hand zu haben: den Marterl Beauftragten des Heimatbundes Franz Bauer, der die Maurerarbeiten ausführte, den Kirchenmaler Felix Parello für die künstlerische Ausgestaltung der Nische und den Schmied von Wölkham Peter Murner, der den restaurierten Bildstock mit einem kunstvoll verzierten Kupferdach schmückte. Hans Aigner als Initiator der Instandsetzung legte ebenfalls mit Hand an. Er teilte sich mit Klaus Thalhammer, Sohn des ehemaligen Gemeindeoberhauptes und jetziger Hofbesitzer, die Kosten der Renovierung, die nach Abzug eines 500-Euro-Zuschusses durch die Gemeinde Garching noch verblieben. Klaus Thalhammer pflanzte auch wieder einen Lindenbaum hinter dem Bildstock. Mit einer Maiandacht erhielt der renovierte Marienbildstock nun den kirchlichen Segen. Eingangs der Feierstunde, an der rund 70 Personen teilnahmen, schilderte Ortsheimatpfleger Helmut Meisl die Hintergründe der Entstehung des Bildstocks, die auch bildlich auf dem von Felix Parello gemalten Votivbild festgehalten sind. Mit Blick auf den Bombenangriff im März 1945 und auf das aktuelle Weltgeschehen stellte er den Frieden als das Thema der Maiandacht in den Mittelpunkt. Pfarrer Hans Speckbacher knüpfte an die Worte des Ortsheimatpflegers an und betonte, dass Frieden mehr Mut erfordere als Krieg. „Der Frieden bedarf auch Gottes Hilfe“, so Pfarrer Speckbacher, der neben dem Weltfrieden auch um Frieden in den Familien und im eigenen Herzen betete. Er deutete den Bildstock als Erinnerungskultur für den Frieden und als Bekenntnis zum Glauben, ehe er dem Flurdenkmal den Segen erteilte. Einen feierlichen Rahmen verliehen dieser Stunde unter freiem Himmel die Sängerinnen Resi Bernhart und Diana Aigner mit bekannten Marienliedern. Sie wurden dabei von der Volksmusikantin Rosi Ranzinger auf der Zither begleitet. Um Musikantin und Instrument vor dem drohenden und teilweise auch einsetzenden Regen zu schützen, stellte Hans Aigner seinen Pkw zur Verfügung, wo Rosi Ranzinger in dem geräumigen Laderaum ein originelles trockenes Plätzchen zum Musizieren fand.